Eine Trekkingtour der Superlative, die hinter Bergzielen Lateinamerikas wie Perú oder Patagonien zu Unrecht oft vergessen wird, ist eine Besteigung des Pico Bolívar. Dabei ist es ein Kontrastprogramm ohnegleichen: Die etwa einwöchige Trekkingtour zum Pico Bolívar in der Sierra Nevada beginnt unweit der Stadt Mérida mitten im Dschungel, in etwa 2000 m Höhe. Allmählich ändert sich im Laufe des Aufstiegs die Vegetation, der Dschungel bleibt zurück, das Klima wird rauer.
Landschaft um die Picos ab 400 Metern Höhe
In 4000 m Höhe gibt es nur noch dezente Graslandschaft, und man zeltet in einem von Bergen eingerahmten Tal mit einem schönen Bergsee. Von hier kann ich die Besteigung des Pico Humboldt (4942 m) nur empfehlen, eine ernstzunehmende, etwa 10 Stunden lange Tagestour, die immerhin bis auf 4942 m hinaufführt und einen Gletscher quert.
Dieser Gletscher ist sicher zu begehen, auch ohne Seil. (Der Aufstieg kann steinschlaggefährdet sein. Steinschlaghelme sind durchaus zu empfehlen.)
Nach zwei Tage Akklimatisation geht es am 4981 m hohen Pico Bolívar, dem höchsten Gipfel des Landes, sportlich zur Sache. Der Berg, dessen Höhe für Werbezwecke auch oft mit 5007 m angegeben wird, ist nur für klettererfahrene Alpinisten eine Empfehlung.
Insgesamt sind 16 Seillängen zu klettern, von denen die schwierigsten zwei Stellen sich zum einen im unteren Bereich und zum anderen in der Ausstiegsseillänge zum Gipfel befinden.
Besonders beeindruckend sind die letzten drei Seillängen, die auf der Mérida zugewandten Seite in sehr luftiger Höhe zu meistern sind – da hat man fast 3000 m Luft unter dem Kletterhintern… Echt spektakulär! Die Seillängen muss man selbst absichern, feste Haken sind dabei zumindest an den Standplätzen vorhanden, die dann auch beim Abseilen gute Hilfestellung geben.
Eine tolle, aber sehr ausgesetzte Tour! Zeitlich betrachtet dauert die Besteigung des Pico Bolívar durchaus einen halben Tag, ehe die Trekkingetappen bis ins Tal weiterführen können.