Hyperinflation, Versorgungsengpässe und die Gefahr einer humanitären Krise: Solch mächtige Lebensbedingungen schlagen sich oft auch in der Künstlerszene in ganz besonderer Weise nieder. Einige fliehen nicht aus ihrem Land, sondern versuchen, die Krise kreativ umzusetzen und sich damit etwas zum Leben dazu zu verdienen.
Einer davon ist Manuel Acedo Sucre, der die gegenwärtige Situation als Romanautor verarbeitet. Seie Geschichte im Buch „La otra cara“ mutet wie Fiktion an, ist aber Realität in der Hauptstadt Caracas. In seinem dritten Werk setzt sich Adeco satirisch mit dem Bolivarianismus auseinander und krititsiert das Heldentum, das heutige Anhänger der Regierung künstlerisch in Wandbemalungen ausdrücken.
Ein venezolanischer Maler und Zeichenkünstler, José Vivenes, will dazu einen Gegenpunkt setzen: In seiner Ausstellung „Geschichte einer Schande“ zeigt er eine deutliche Haltung gegenüber großen sozialistischen Führungspersönlichkeiten wie Hugo Chávez und Fidel Castro.
Auch der Reggea-Künstler OneChot hat aus der dramatischen Situation in Caracas versucht, kreatives Potenzial zu schlagen. Er beklagt die Missstände in seiner Heimat musikalisch, wurde Schussopfer einer Gewaltkriminalität und will den Glauben an ein besseres Land nicht aufgeben. Mit Reggae und Dancehall versucht er, ein Überleben zu sichern, obwohl in Caracas niemand Geld für Konzerte übrig hat.
Dabei ist Jamaika sein Vorbild: „Ich wollte die Realität Jamaikas auf Venezuela übertragen. Die Menschen auf Jamaika leben mit sehr wenig und sind glücklich. Es gibt zwar Armut, aber kein Elend wie hier in Venezuela“, sagt OneChot aka Juan David Chacón im Deutschlandfunk-Interview vom 28.07.2018. In „Rotten Town“ besingt er die Verhältnisse in Caracas und erzählt die Geschichte seines Überfalls.